Drinking beer since zweitausendvier

19.03.2015

Fuller's 1845 Strong Ale

Strong stuff...



Wieder etwas, was lange aufgespart in meiner Schatzkammer verweilte. So lange, dass es vor knapp 60 Tagen das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat. Da bei diesem Bier aber sowieso die Zweitgärung in der Flasche stattfindet, denke ich nicht, dass es dem Genuss schaden wird.

Es handelt sich um das erste Bier aus England auf diesem Blog - eigentlich erstaunlich, wo die Engländer doch durchaus für gute Biere bekannt sind, insbesondere dank CAMRA.

CAMRA bezeichnet die Campaign for Real Ale, einen britischen Interessenverband für traditionell gebraute und gezapfte Biere, der dem modernen Brautechniken und Zapfanlagen kritisch gegenübersteht. Hierbei wird gefordert, dass das Bier nur aus traditionellen Zutaten gebraut wird, und eine zweite Gärung in dem Gefäß erhält, aus dem es serviert wird. Hierbei darf dann auch keine Kohlensäure von außen zugeführt werden.

Klingt nach einer unterstützenswerten Aktion, und ein Symbol auf der Rückseite verrät, dass dieses Bier von CAMRA offiziell als "Real Ale" gesegnet wurde.

Die Flasche kommt in einer auffälligen und ungewöhnlichen Form, zu meiner Überraschung hält sie aber die übliche Menge von metrischen 500ml. Die Wölbungen wirken urig und wecken bei mir leicht maritime Assoziationen.
Das glänzende Etikett wirkt zwar etwas gewollt edel, gibt mir aber schon das Gefühl, etwas besonderes in den Händen zu halten. 

Dies bestätigt sich mit dem Text - es handelt sich um das Celebration Beer, welches das 150-jährige Bestehen der Brauerei feiert. Hierbei lässt sich Fuller's nicht daran stören, dass dieses bereits 20 Jahre zurückliegt, und gibt immer noch das 1845 heraus. Prinz Charles höchstpersönlich hat 1995 den ersten Hopfen in den Braukessel dazugegeben! Vielleicht gibt es ja ein neues Festbier zum 175-jährigen Bestehen.

Doch ist ein Nachfolger für dieses besondere, vielfach ausgezeichnete, mindestens 100 Tage in der Flasche nachgereifte Bier überhaupt vonnöten? Gehen wir der Sache auf den Grund.

Eingegossen zunächst dunkelrotbraun und minimal getrübt, mit einer feinen und satten hellbraunen Schaumkrone, die viele Minuten im Glas steht. Fantastische Farbe!

Riecht betörend malzig und süßlich, etwas rauchig und getreidig.

Antrunk voll und mittelschwer, cremig. Kohlensäure tritt in den Hintergrund, was ich begrüße. Starkes, süßliches Malz in der Mitte, karamellig und von der cremigen Konsistenz perfekt getragen. Dieses begleitet von einem leichten Hefearoma. Honig, Schokolade, dunkle Früchte. Mancher mag es zu süß finden, doch ich finde beachtlich, wie diese angenehme Süße völlig ohne zugegebenen Zucker (im Gegensatz zu den Belgiern) zustande kommt.
Hopfenaroma ab der Mitte und zieht sich in den leicht brotigen Abgang, der trocken und bitter ist, dabei gut eingebettet und sehr angenehm.

Ein starkes, malziges Bier, das sich am ehesten mit sehr kräftigem Alt oder dunklem Doppelbock vergleichen lässt, doch eigentlich in seiner eigenen Klasse spielt. Voll, süß, bitter, doch ausgewogen und durchweg gut trinkbar. A class of its own, wie die Briten sagen.





Wo gefunden: Im Kiosk em Veedel, dessen Sortiment arg gelitten hat. Zuletzt waren nur noch wenige Biere dort, die meisten Kühlschränke leer. Ich hoffe, dass der Laden sich erholt!

Teuer??: Müssten wieder 3-4€ gewesen sein, für das Gebotene durchaus in Ordnung, da es sich auch um eine große Flasche handelt.

Nochmal?: Könnte ich kaum stehenlassen im Regal! Wenn ich es nochmal finde...

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