Unertl Ursud Erinnerungstrunk
Wie ich herausgefunden habe, haben wir es hier mit der Brauerei Unertl aus Haag in Oberbayern zu tun. Es gibt noch eine zweite Brauerei mit dem selben Namen im nur 30 Kilometer entfernten Mühldorf. Dieses wird sogar auch noch von der gleichen Familie gebraut, und teilweise nach dem gleichen Rezept. Die Geschichte hierzu wird in in diesem interessanten Artikel erzählt.
Vor mir steht eine Flasche Unertl Ursud, mit dem schwungvollen Untertitel "Erinnerungstrunk an die Leiden der Zivilbevölkerung; Schlacht von Hohenlinden 3. Dezember 1800". Schon bevor man das Glas angesetzt hat, hat man also den Mund voll mit diesem Titel. :)
Da ich mich persönlich nicht an diese Schlacht erinnern konnte, musste ich auf Wikipedia nachlesen. Zusammengefasst: Es war sehr blutig und Österreich musste einpacken gegen die Franzosen.
Das Etikett des Ursud ist ein wenig auf alt gemacht, und wirkt wie ein herkömmliches Kellerbier, durch den reitenden Soldaten und die altertümliche Schrift fällt aber sofort auf, dass man es mit etwas Besonderem zu tun hat. Auf jeden Fall durch den historischen Hintergrund interessant. Im Glas ist der Ursud sehr ansehnlich, ganz dunkelbraun mit einer crèmefarbenen Krone, die sich ganz ordentlich im Glas hält.
Aber kommen wir zum Wesentlichen. Das Bier hat einen sehr eigenen Geruch. Viel Hefe und Malz kann man riechen, ersteres wie ein Weißbier, letzteres wie ein Dunkelbier. Aber auch Räucheraromen sind mit von der Partie, und ein deutlicher Eindruck von Rotkohl.
Der Antrunk ist frisch und etwas bananig, typisch Weißbier und mit feiner Kohlensäure. In der Mitte werden die Röst- und Räucheraromen deutlich, sowie eine angenehme, eher geringe Süße. Durch und durch viel Hefe und so nicht mit dem Weizen aus dem Supermarkt zu vergleichen. Im Nachgang dann auch im Geschmack ein deutlicher Eindruck von Rotkohl, der gefühlt zwar in die Region Oberbayern passt, im Bierglas aber doch eher unerwartet kommt. :)
Im Nachgang ist es warm und etwas röstig, aber sehr angenehm. Das Bier hat 5,8%, was beim Trinken nicht auffällt, aber im Magen etwas wärmt.
Ein interessantes Bier, und eine schöne Abwechslung, aber sehr untypisch besonders durch den Rotkohlgeschmack. Vom Körper her aber gut und nicht wässrig wie andere Weißbiere. Nett.
Unertl Weißbier Original
Im Gegensatz zum Ursud kommt das Weizen von Unertl in der normalen 0,5L-Flasche mit Kronkorken. Das Etikett ist einladend, und mit einem Foto von einem Weizenfeld hinterlegt.
Eingeschenkt in den Weizenpokal ist es überraschenderweise dem Ursud sehr ähnlich, wenn auch ein wenig heller, dunkelbraun mit beigem Schaum. Nachdem der größere Teil der Krone verflogen ist, bleibt immer noch ein kleiner Rest stehen. Fein.
In der Nase kräftiges Hefearoma, relativ wenig "klassischer" Weizengeruch nach Banane, stattdessen eine Spur röstiges Malz und etwas säuerliche Süße.
Den Antrunk finde ich ziemlich erfrischend, mit viel feinperlender Kohlensäure. Leicht, aber doch sehr voll. Die Hefe ist sehr präsent, und lecker. Im Mittelteil etwas säuerlich , anschließend Röstmalz und eine zurückhaltende aber durchaus vorhandene Bitterkeit. Diese setzt sich im lang anhaltenden, angenehmen Nachgeschmack fort. Der Rotkohl-Eindruck wie beim Ursud scheint dann und wann ein wenig durchzukommen, aber wirklich sehr im Hintergrund, und nicht störend.
Insgesamt finde ich das Unertl ein gelungenes, leckeres Weißbier zwischen Hell- und Dunkelweizen. Die volle, aber nicht unangenehme Hefe zusammen mit dem leichten, sprudeligen Körper sorgen für ein erfrischendes, aber nicht wässriges Weizen. Bevor man sich langweilt ist auch ein wenig dunkles Malz dabei. Kann man ruhig mal probieren!
Teuer??: Mit knapp über 1€ die Flasche angebracht für die Qualität.
Nochmal?: Bei Weizendurst würde ich beide nehmen, aber dem Weizen vorm Ursud den Vorzug geben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen